Geschichte des Stammes
Nach der Gründung der Pfadfinderbewegung durch den Engländer Lord Robert Baden-Powell verbreitete sich diese neue Idee einer Jugendbewegung schon bald über England hinaus auf den Kontinent. In Deutschland entstanden schon 1913 erste Pfadfindergruppen. Angeregt durch Begegnungen mit katholischen Pfadfindern des Auslands wurden 1927 konfessionell gebundene Gruppen in Oberschlesiern, Berlin und dem Ruhrgebiet gebildet. Die ersten katholischen Pfadinder in unserer Region fanden sich in Büsbach Würselen, Linnich, Aachen und Kohlscheid zusammen.
Bereits 1927 gab es in Kohlscheid eine Pfadfindergruppe, die allerdings nicht konfessionell gebunden war. Den Anstoß zur Gründung einer katholischen Pfadfindergruppe gab der damalige Jugendseelsorger Kaplan Edmund Schuhmacher im Jahre 1929.
1930 wurde Kontakt zu weiteren Pfadfindergruppen in der Region aufgenommen, Gruppen in Holland besucht und sich mit diesen ausgetauscht. Zu dieser Zeit war die holländische Pfadfinderei wesentlich weiter entwickelt, als in Deutschland.
Mit dem Machtwechsel in Deutschland wurden auch den Pfadfindern in Kohlscheid große Steine in den Weg gelegt. 1934 wurden 40 Pfadfinder verhaftet, als sie dem Landesfeldmeister Thiefes ein Lied zur Hochzeit sagen. Von den Behörden wurde es verboten Teile der Pfadfinderkluft zu tragen. Auch Lager konnten nicht mehr durchgeführt werden. Die Arbeit beschränkte sich nun hauptsächlich auf die Heimabende, wo die jungen Männer durch die Jugendseelsorger im Glauben und Einsatz für den Kampf gegen Einschnürung und Verblendung durch die NS-Machthaber gestärkt wurden. Da sich in dieser Zeit viele Jugendgruppen auflösten, fanden zahlreiche Jungen im Stamm eine neue Gemeinschaft, sodass die Mitgliederzahl trotz der Repressalien stetig wuchs. Auch die Tatsache, dass der damalige Kurat Otto Voß auf verheißen des braunen Machthaber Kohlscheid innerhalb von 48 Stunden verlassen musste, konnte die Haltung und den Zusammenhalt der Gruppe nicht stoppen. 1936 kam es immer häufiger zu handfesten Auseinandersetzungen mit der HJ und zu weiteren Verboten. Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen waren an der Tagesordnung. So wurde beschlossen, für das Banner, Zelt- und Schriftmaterial ein sicheres Versteck zu suchen. Vieles wurde durch Kriegseinwirkungen zerstört, doch das Banner und ein Zelt blieben fast unversehrt. 1938 wurden alle katholischen Jugendgruppen aufgelöst. Der Optimismus der „Gemeinschaft St. Georg“ – auch der Mitglieder in Kohlscheid – ließ die Mitglieder hoffen eines Tages wieder eine DPSG aufbauen zu können.
1945 wurde der Stamm unter dem Namen „Gemeinschaft St. Georg“ neu gegründet. Die ersten Treffen wurden in Wohnungen abgehalten, bis sich die Gruppe wieder in zwei Räume im Pfarrheim treffen konnte. 1946 konnten wurden wieder erste Lager durchgeführt. Die Folgen des Krieges blieb auch für die Arbeit im Stamm nicht völlig unbemerkt. Lebensmittel mussten bei Bauern erbettelt, Zeltmaterial von den Belgischen Soldaten ausgeliehen werden.
Die 60er Jahre waren von Mitgliederschwünden und Neustrukturierung geprägt. Die DPSG stellte sich inhaltlich und strukturell neu auf. So kam es 1970/71 dazu, dass auch endlich Pfadfinderinnen im Stamm gab.
1977 brachte ein Brand im Materialkeller den Stamm auf einen Schlag um sein gesamtes Material. Doch Dank der Versicherungsleistung konnte kurzfristig für Ersatz gesorgt werden. Seit 50-jähriges Bestehen feierte der Stamm 1979. Im Zusammenhang mit diesen Festlichkeiten wurde auch der „Verein der Freunde und Förderer des Stammes“ ins Leben gerufen.
In den Folgejahren wurden jährliche Sommerlager und weiter Stufenlager, teils auch auf Diözesan- und Bundesebene durchgeführt, neue Freundschaften geschlossen und viele Abenteuer erlebt.
2018 feierte der Stamm stolz sein 90-jähriges Bestehen mit einem rauschenden Fest und hofft auf noch viele weiter gemeinsame Jahre!